Die Wasserqualität spielt eine entscheidende Rolle bei der Kultivierung mit mineralischer Düngung, beispielsweise in hydroponischen Systemen und/oder auf Substraten wie Cocos oder Steinwolle.  Hierbei wird oft übersehen, dass bereits das Wasser, dass ihr zum Ansetzen eurer Düngerlösung nutzt, erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen, die pH-Stabilität der Nährlösung sowie des Substrats und letztendlich auf die Gesundheit eurer Pflanzen hat. 

Damit ihr euren Grow auf das nächste Level bringen könnt werden wir in diesem Artikel tiefer in die chemischen Eigenschaften von Wasser eintauchen.  Wir erklären, warum Parameter wie Gesamthärte, Karbonatwerte, pH-Wert und EC-Wert essenziell für eine erfolgreiche Kultivierung sind und warum Grenzwerte bei bestimmten Stoffen eingehalten werden sollten.  Denn oft sind Mangel- bzw. Überschusssymptome vermeidbar, wenn man über das notwendige Wissen hinsichtlich der Wasserqualität verfügt.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns ausschließlich mit Leitungswasser. Wenn ihr mehr über die Eigenschaften und Auswirkungen anderer Wasserquellen interessiert seid, schaut gerne bei unseren Kollegen aus England vorbei.

Index:

  1. 1. Woher kriegt man eine Wasseranalyse?
  2. 2. Welche Werte sind wichtig?
    1. 2-1. pH-Wert
    2. 2-2. Elektrische Leitfähigkeit (EC-Wert)
    3. 2-3. Gesamthärte
    4. 2-4. Karbonathärte
      1. 2-4-1. Das Kohlensäure-Bikarbonat-Puffersystem
      2. 2-4-2. Einfluss der Belüftung auf den pH-Wert
      3. 2-4-3. Was passiert im Substrat?
    5. 2-5. Nicht-Karbonathärte
    6. 2-6. Calcium- und Magnesiumgehalt
    7. 2-7. Chlorid- und Natriumgehalt
    8. 2-8. Bor-Gehalt
  3. 3. Gesamthärte, Karbonathärte und Nicht-Karbonathärte - Was bedeuten diese Werte für euren Grow?
  4. 4. Fazit: Wasserqualität als Schlüssel zum Erfolg

Woher kriegt ihr eine Wasseranalyse? 

Aber Schritt für Schritt. Was nützt es wenn man weiß, worauf bei der Wasserqualität zu achten ist, wenn die notwendigen Daten fehlen? Zum Glück nimmt Deutschland die Qualität des Trinkwassers sehr ernst und es gibt  strenge Vorgaben, die in der Trinkwasserverordnung geregelt sind. So könnt ihr euch sicher sein, dass euer Leitungswasser frei von Krankheitserregern ist. Da sich die Anforderungen aber auf die menschlichen Bedürfnisse beziehen, kann es durchaus sein, dass die Konzentrationen bestimmter Inhaltsstoffe eures Trinkwassers problematisch für die Pflanzenzucht sein können.

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Die Bedeutung der Wasserqualität für den Pflanzenanbau mit mineralischer Düngung

Chemischen Analysen eures Leitungswassers sind online bei eurem zuständigen Wasserversorger (meist sind das die Stadtwerke) einsehen. Um die stetige Wasserversorgung zu gewährleisten wird die Bereitstellung in größeren Städten meist durch unterschiedliche Wasserwerke bewerkstelligt – je nach dem in welchem Stadtteil ihr wohnt, fallt ihr in eine bestimmte Versorgungszone. Achtet hier unbedingt drauf, da ihr sonst mit einer falschen Analyse arbeitet. 
Bis das Wasser bei euch aus der Leitung kommt, durchläuft es aber erstmal ein langes  Leitungsnetz. Hier besteht die Gefahr, dass sich die Wasserqualität durch verschiedene Faktoren verändert und die Leitungswasserangaben der Versorger nicht mehr ganz stimmen. Alte oder ungeeignete Rohrmaterialien können Metalle wie Kupfer, Eisen oder sogar Blei ins Wasser abgeben. Besonders weiches Wasser mit niedrigem pH-Wert kann beispielsweise Kupfer aus den Leitungen lösen.

Wenn ihr also auf Nummer sicher gehen wollt ist es empfehlenswert, eine Probe von eurem Hahn zu nehmen und zur Analyse in ein Labor zu schicken. So wisst ihr genau was bei euch ankommt - die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 100€.

Eine kostengünstigere Lösung ist die Anschaffung eines Wasserhärte Test-Kits – mittels Farbindikation könnt ihr eure Gesamt- und Karbonathärte testen. In Kombination mit einem EC und pH-Messgeräts verschafft ihr euch einen guten Einblick über die Qualität eures Wasser. Eine genaue Bestimmung weiterer chemische Eigenschaften - wie beispielsweise die Menge an unerwünschten Inhaltstoffen oder das Verhältnis von Calcium zu Magnesium ist mit dieser Methode aber nicht möglich. Stimmen pH, EC und Wasserhärte mit den Werten der Stadtwerke überein, könnt ihr das in den allermeisten Fällen als Bestätigung der Analyse ansehen. 

Welche Werte sind wichtig?

Sobald euch die notwendigen Analysen vorliegen, geht es an die Interpretation. Auf den ersten Blick kann eine Wasseranalyse erdrückend wirken, lasst euch davon nicht abschrecken – geht die Parameter Schritt für Schritt durch und markiert euch die Wichtigsten. Damit ihr die jeweiligen Parameter und deren Zusammenhänge bestmöglich deuten könnt, ist es notwendig, deren Eigenschaften und Auswirkungen zu verstehen. Die nachfolgenden Werte solltet ihr aus eurer Analyse ablesen:

pH-Wert

Der pH-Wert gibt an wie sauer oder basisch eine Lösung ist. Für uns ist der pH-Wert wichtig, da er einen wesentlichen Einfluss auf die Löslichkeit und somit auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen hat. Präziser ausgedrückt ist der pH-Wert ein Maß für die Konzentration von Wasserstoffionen (H⁺) in einer Lösung.  Er wird als negativer dekadischer Logarithmus der H⁺-Konzentration angegeben, was bedeutet, dass bereits kleine Änderungen des pH-Werts große Auswirkungen auf die chemischen und biologischen Prozesse in der Nährlösung und im Boden haben können. Ein pH-Wert von 6 entspricht beispielsweise einer H⁺-Konzentration von 10⁻⁶ oder 0,000001 mol/l, während ein pH-Wert von 3 einer H⁺-Konzentration von  10⁻3  oder 0,001 mol/l  entspricht – also einer 1000-fach höheren Konzentration! 

Grundsätzlich gilt: Je niedriger der pH-Wert ist, desto mehr Säure wird benötigt, um den pH-Wert um eine Einheit weiter zu senken. 
In der Praxis zeigt sich oft, dass der Säurebedarf zur pH-Senkung höher ist als zunächst erwartet bzw. sich der pH-Wert nach eingier Zeit wieder verändert. Das liegt an der Pufferwirkung von im Wasser gelöster Substanzen wie den Bikarbonaten (HCO₃⁻) oder Karbonaten (CO32-), die Säuren bis zu einem gewissen Grad „neutralisieren“ können. Diese Puffersubstanzen stabilisieren den pH-Wert und wirken Schwankungen des pH-Werts entgegen. 

Grundsätzlich gilt: Je mehr (Bi-)karbonate im Wasser enthalten sind, desto höher die Pufferwirkung. Mit den genauen Mechanismen beschäftigen wir uns aber später – lest also fleißig weiter! 

Für eine optimale Nährstoffaufnahme sollte der pH-Wert der Nährlösung innerhalb eines bestimmten Bereichs liegen. Dieser unterscheidet sich je nach Substrat und Düngelinie – der optimale Bereich liegt bei rezirkulierenden Systemen (CANNA AQUA) und bei Run-to-Waste (CANNA HYDRO) zwischen 5,2 und 6,2 und auf Kokos (CANNA COCO) zwischen 5,5 und 6,2. Auf Erde (CANNA TERRA) solltet ihr einen pH zwischen 5,8 und 6,2 anstreben. So könnt ihr euch sicher sein, dass für eure Pflanzen alle notwendigen Nährstoff verfügbar sind! 

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Die Bedeutung der Wasserqualität für den Pflanzenanbau mit mineralischer Düngung

Elektrische Leitfähigkeit (EC-Wert)

Die elektrische Leitfähigkeit ist einer der wichtigsten Parameter im hydroponischen Anbau. Sie stellt die Gesamtmenge aller elektrisch geladenen Atome oder Moleküle (Ionen) in der Lösung dar und wird meist in der Einheit mS/cm, μS/cm oder ppm angegeben. Alle Ionen in der Lösung tragen zum EC bei - unabhängig davon, ob diese für die Pflanzen nützlich oder schädlich sind. Die genaue Nährstoffzusammensetzung kann vom EC nicht abgeleitet werden.
Je mehr Ladungen das Wasser trägt, desto besser leitet es den Strom und desto höher ist der EC-Wert. Wenn Stoffe nicht als Ionen im Wasser vorhanden sind, haben sie keinen Einfluss auf den EC (z.B. organische Verbindungen wie CANNABOOST oder RHIZOTONIC). 

Praktischer Tipp: Bei der Verwendung von ppm-Werten ist es entscheidend, auf die verwendete Skala zu achten (z. B. 500, 640 oder 700), da diese unterschiedliche Umrechnungsfaktoren zum EC-Wert verwenden. Wenn ihr die falsche Skala zur Umrechnung nutzt, kann dies zu erheblichen Fehleinschätzungen bei der Nährstoffdosierung führen. Wenn ihr mehr zu dem Thema erfahren wollt, lest am besten unseren Artikel zum EC-Wert.

Unsere Dünger sind so abgestimmt, dass euer Wasser einen Start-EC von 0,4 haben sollte. Hat euer Wasser hohe Konzentrationen an schädlichen Stoffen, wie beispielsweise Natrium oder Chlorid, oder ist die Wasserhärte zu hoch, kann es notwendig sein, dass ihr euer Wasser beispielsweise mit demineralisiertem bzw. Osmosewasser verschneiden müsst – dazu aber später mehr. 

Gesamthärte (°dH GH)

Die Gesamthärte bezeichnet die Konzentration aller im Wasser gelösten Erdalkalimetall-Ionen, insbesondere von Calcium (Ca²⁺) und Magnesium (Mg²⁺). Sie wird in Grad deutscher Härte (°dH) angegeben. Ein Grad deutscher Härte enthält dabei 10 mg Calciumoxid (CaO) pro Liter Wasser. Umgerechnet entspricht das etwa 17,8 mg/l gelöster Calcium- und Magnesiumionen.

Karbonathärte (°dH KH)

Die Karbonathärte beschreibt den Anteil der Erdalkalimetall-Ionen - hauptsächlich Kalzium und Magnesium, die mit Bikarbonat (HCO₃⁻) oder Karbonat (CO32-) im Wasser in Lösung sind. Je mehr (Bi-)karbonate vorhanden sind, desto höher ist die Karbonathärte. Sie spielt eine zentrale Rolle im Säure-Basen-Gleichgewicht und trägt entscheidend zur pH-Stabilität der Nährlösung sowie des Substrats bei. Im pH-Bereich zwischen 4,3 und 8,2 liegen fast ausschließlich Bikarbonate vor.

Das Kohlensäure-Bikarbonat-Puffersystem

Die chemische Pufferung basiert auf dem Gleichgewicht zwischen gelöstem Kohlendioxid (CO₂), Kohlensäure (H₂CO₃) und Bikarbonat (HCO₃⁻) - das sogenannte Kohlensäure-Bikarbonat-Puffersystem. Dieses lässt sich durch folgende Reaktionskette beschreiben:

CO2​ + H2​O ⇌ H2​CO3 ​⇌ HCO3−​ + H+ 

Hierbei ist wichtig zu wissen, dass die beschriebenen Reaktionen gleichzeitig in beide Richtungen ablaufen – es ist also dynamisch. Wenn sich auf einer der beiden Seiten etwas verändert, reagiert das Puffersystem, um die Konzentrationen stabil zu halten. 

Das Gleichgewicht reagiert in erster Linie auf Änderungen des pH-Werts, also der Konzentration an Wasserstoffionen (H+): Wird Säure zugegeben, steigt die H⁺-Konzentration auf der rechten Seite. Um die Balance aufrechtzuerhalten reagieren die „neuen“ H+-Ionen mit Bikarbonat zu Kohlensäure. Diese zerfällt wiederum zu CO2 und Wasser. Das Puffersystem fängt also die Säure ab und hält so den pH-Wert stabil.

  1. Die H⁺-Ionen der Säure reagieren mit Bikarbonaten (HCO₃⁻) und bilden Kohlensäure (H₂CO₃):
    H+ + HCO3⇌ H2CO3
  2. Kohlensäure ist instabil und zerfällt schnell in Wasser (H₂O) und Kohlenstoffdioxid (CO₂), das ausgast:
    H2CO3 ⇌ H2O + CO2↑ 

Wird eine Base (OH⁻) zugegeben, bindet bzw. neutralisiert diese H⁺-Ionen und die H⁺-Konzentration sinkt. In diesem Fall sorgt das Puffersystem dafür, dass neue H+-Ionen nachgeliefert werden und der pH-Wert stabil bleibt.

  1. Die Base liefert Hydroxid-Ionen (OH⁻), die mit den Wasserstoffionen (H⁺) zu Wasser reagieren:
    H+ + OH→ H2O
  2. Durch die Entfernung von H⁺-Ionen verschiebt sich das chemische Gleichgewicht - um das Defizit auszugleichen, zerfällt Kohlensäure (H₂CO₃) in H⁺ und HCO₃⁻:
    H2CO3 ⇌ H+ + HCO3

Diese Reaktionen können aber nur ablaufen, so lange Pufferstoffe vorhanden sind! Wie bereits erwähnt, enthält Wasser mit hoher Karbonathärte viele (Bi-)karbonate die als Puffer wirken und den pH-Wert stabilisieren. Dadurch wird der pH-Wert weniger empfindlich gegenüber Säureeinträgen. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass nach der Zugabe von Säuren (pH-Minus) der pH-Wert wieder ansteigt, weil die Bikarbonate die zugeführte Säure kontinuierlich neutralisieren.

Ist die Karbonathärte aber zu gering, fehlt diese Pufferkapazität, sodass der pH-Wert bereits durch geringe Mengen Säure oder Base stark schwanken kann. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt RO-Wasser (Umkehrosmosewasser) zu verwenden, behaltet das im Hinterkopf - denn es enthält keine Bikarbonate.

Um eine ausreichende, aber nicht übermäßige Pufferwirkung zu gewährleisten, sollte euer Wasser beim hydroponischen Anbau zwischen 0,5 und 2 mmol/l bzw. 30 und 120 mg/l Bikarbonat enthalten.Wenn ihr keine Wasseranalyse vorliegen habt – oder wenn darin keine Angabe zur Bikarbonat-Konzentration enthalten ist – könnt ihr sie auch selbst berechnen:

  • Karbonathärte in °dH × 0,357 = mmol/l Bikarbonat
  • Karbonathärte in °dH × 21,8 = mg/l Bikarbonat

Das funktioniert natürlich auch, wenn ihr die Karbonathärte selbst bestimmt - zum Beispiel mit einem Wasserhärte-Testkit, das ihr preiswert im lokalen Grow- oder Aquaristik-Shop bekommt.

Praktischer Tipp: Wenn ihr aus Regionen mit hartem Wasser kommt is euch das bestimmt bekannt: Ihr mischt eure Nährlösung an und stellt den pH-Wert auf den gewünschten Wert ein - am nächsten Tag messt ihr erneut und der pH ist wieder angestiegen. Um diesen Prozess zu verlangsamen, könnt ihr beispielsweise eine Styroporplatte auf euren Nährstofftank legen, damit weniger CO2 entweichen kann. Die Reaktion wird aber trotzdem weiter stattfinden, nur langsamer. Deshalb solltet ihr den pH-Wert weiterhin regelmäßig überprüfen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, euer Wasser im Tank auf einen pH-Wert von 5,3 zu senken. Wasser mit stabilem, niedrigen pH-Wert enthält nur noch wenige Bikarbonate und die Pufferwirkung wird deutlich reduziert. Wenn ihr jetzt eure Nährlösung anmischt tritt keine Erhöhung des pH-Werts mehr auf – im Gegenteil, ihr werdet pH-Plus brauchen um die gewüschten Werte zu erreichen.

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Die Bedeutung der Wasserqualität für den Pflanzenanbau mit mineralischer Düngung

Einfluss der Belüftung auf den pH-Wert

Wenn man sich diese ganzen Reaktionen anschaut, ist es naheliegend, dass auch die Belüftung eures Wassers einen Einfluss auf den pH-Wert haben kann. Neben Sauerstoff enthält Luft auch CO₂ – einen wichtigen Teil des zuvor besprochenen Puffersystems. Je nach Konzentration von CO₂ im Wasser und in der Luft kann die Belüftung entweder dazu führen, dass CO₂ eingebracht oder entfernt wird. Der pH-Wert kann also folglich durch die Belüftung steigen (CO2-Ausgasung) oder sinken (CO2-Eintrag)! 

Dieser Effekt ist besonders in rezirkulierenden Systemen mit starker Belüftung (z. B. durch Luftsteine) zu beobachten. Daher solltet ihr hier darauf achten, möglichst auf zusätzliche Belüftung zu verzichten und Umwälzpumpen sehr langsam laufen zu lassen, um keine übermäßige CO₂-Ausgasung zu verursachen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Belüftung in den meisten Fällen zu einem Anstieg des pH-Werts führt. Eine Ausnahme bildet hierbei sehr weiches Wasser - z. B. nach RO-Filterung.

Was passiert im Substrat?

Nicht nur die Nährlösung, sondern auch der Wurzelbereich (Rhizosphäre) unterliegt pH-Schwankungen, die durch die Interaktion der Wurzeln mit dem Substrat und den gelösten Nährstoffen entstehen.

  • Pflanzen scheiden H⁺-Ionen aus, wenn sie Kationen (z. B. Ammonium NH4+ oder Kalium K+) aufnehmen → Der pH-Wert in der Rhizosphäre sinkt.
  • Pflanzen scheiden OH⁻-Ionen aus, wenn sie Anionen (z. B. Nitrat NO3-) aufnehmen → Der pH-Wert in der Rhizosphäre steigt.

Das ist auch der Grund warum man in der vegetativen Phase oft einen pH-Drift nach oben (Nitrataufnahme) und in der generativen Phase nach unten (Kaliumaufnahme) beobachten kann. In rezirkulierenden Systemen kann dies zu pH-Schwankungen führen, die regelmäßig kontrolliert werden sollten. 

Wenn ihr auf Erde (CANNA TERRA) anbaut – habt ihr den großen Vorteil, dass unsere Substrate bereits einen natürlichen pH-Puffer in Form von Kalziumkarbonat (CaCo3 = Kalk) enthalten. Wenn beispielsweise durch die zuvor besprochenen Mechanismen H+-Ionen von den Wurzeln ausgeschieden werden, können diese durch den Kalk neutralisiert werden. Kalk löst sich aber auch über die Kultivierung kontinuierlich durch die Bewässerung – gerade bei leicht saurem pH-Wert. So bleibt euer pH im Substrat stabil und es wird zusätzlich Kalzium freigesetzt, das eure Pflanzen nutzen können! Zusätzlich werden wieder Bikarbonate gebildet, die ebenfalls als Puffer wirken. 

Und so sieht der Vorgang auf chemischer Ebene aus:

CaCo3 + H+ → Ca2+ + HCO3- 

Info: Das ist auch der Grund, warum unsere mineralischen Terra-Dünger nur aus einer Komponente bestehen. Bei hoher Konzentration reagieren Kalzium und Phosphat bzw. Sulfat nämlich miteinander und bilden Gips (Kalziumphosphat / Kalziumsulfat). Deshalb müssen wir unsere anderen mineralischen Düngelinien in zwei Komponenten trennen: Die A-Komponente enthält unter anderem das Kalzium und die B-Komponente die Phosphate und Sulfate. Da unser Terra Substrat jedoch Kalzium abgibt, müssen wir es nicht zusätzlich hochkonzentriert im Dünger einbringen. Eine Trennung in A- und B-Komponente, ist daher nicht notwendig – ziemlich praktisch, oder? 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Entwicklungsstadium und damit die Nährstoffbedürfnisse eurer Pflanzen sich auf den pH-Wert eurer Nährlösung und des Substrats auswirken können. Verwendet ihr sehr weiches Wasser mit einer sehr geringen Pufferkapazität, kann der pH-Wert dadurch in schädliche Bereiche kommen – besonders wenn ihr Kaliumreiche Dünger (PK 13/14) in zu hoher Konzentration oder zum falschen Zeitpunkt anwendet. Hier ist also Vorsicht geboten!

Nicht-Karbonathärte (°dH NKH)

Als Nichtkarbonathärte bezeichnet man den Teil der Gesamtwasserhärte, der nicht durch Bikarbonate bzw. Karbonate gebunden ist – sie wird auch bleibende Härte genannt. Sie gibt Aufschluss über den Anteil der an Anionen wie z.B. Chloride, Sulfate oder Nitrate gebundenen Kalizum- und Magnesium-Ionen. In der Praxis kann man die NKH  näherungsweise berechnet, indem man die Karbonathärte (KH) von der Gesamthärte (GH) abzieht. Diese Methode gilt aber nur unter idealen Bedingungen, bei denen Calcium- und Magnesiumverbindungen vollständig in Form von Calcium- und Magnesiumkarbonat (CaCO₃, MgCO₃) vorliegen. In einem solchen idealisierten Fall würde sich tatsächlich eine NKH von 0° dH ergeben.

In der Realität ist das Wasser jedoch selten ideal zusammengesetzt: Ein Teil der Calcium- und Magnesiumionen liegt typischerweise nicht als Carbonate, sondern als Sulfate, Nitrate, Chloride oder anderen Verbindungen vor – entsprechend ist die Nichtkarbonathärte fast immer größer als null. 

Zusätzlich können durch den Einsatz von Filtern – wie Ionenaustauscher oder Kokosfilter – Natrium oder Kaliumionen ins Wasser eingebracht werden, während Calcium- und Magnesiumionen reduziert werden. Dies verändert die Wasserzusammensetzung erheblich und führt dazu, dass Gesamthärte und Karbonathärte nicht mehr in einem typischen Verhältnis zueinander stehen.

Calcium- und Magnesiumgehalt

Calcium ist als Makronährstoff essenziell für eine gesunde Entwicklung eurer Pflanzen. Besonders bei der Stabilisierung von Zellmembranen und dem Aufbau von Zellwänden wird Calcium benötigt. 

Als zentraler Baustein des Chlorophylls (C55H72MgN4O5) ist Magnesium in der Pflanze für einen ungestörten Ablauf der Photosynthese wichtig. Darüber hinaus benötigt die Pflanze Magnesium zur Herstellung und Speicherung von primären Pflanzeninhaltsstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette). Wie bereits erwähnt korreliert die Konzentration von Kalzium- und Magensiumionen mit dem Härtegrad eures Wassers.

Oft ist in Leitungswasser verhältnismäßig viel Calcium und wenig Magnesium enthalten.  Ein Verhältnis von 3:1 - gemessen in mg/l (m/V) – wird allgemein als optimal für den Pflanzenanbau angesehen. Sollte das Verhältnis in eurem Leitungswasser ungünsig sein, solltet ihr es anpassen. Zur Korrektur könnt ihr euer Wasser auf einen EC von 0,2 verdünnen und anschließend auf einen EC von 0,4 mit CalMag erhöhen (0,4ml/Liter). 

Chlorid- und Natriumgehalt 

Zwar können Pflanzen eine gewisse Menge an Chlorid aufnehmen, dennoch kann durch eine zu hohe Konzentration die Aufnahme von Nitrat und Phosphat negativ beeinflusst werden. Natrium ist ein giftiges Element für Pflanzen. Es blockiert die Aufnahme anderer Kationen und kann in hohen Konzentrationen die Osmoregulation stören. Osmoregulation ist die Fähigkeit der Pflanzen, den Wasserhaushalt und die Konzentration gelöster Stoffe in ihren Zellen im Gleichgewicht zu halten. Bei einer gestörten Osmoregulation können die Zellmembranen Wasser schlechter aufnehmen, was das Wachstum und die Gesundheit der Pflanze beeinträchtigt. 

Gerade in rezirkulierenden Systemen kann sich mit der Zeit Natrium und Chlorid anreichern, da diese Elemente von euren Pflanzen kaum oder gar nicht aufgenommen werden und so in der Nährlösung zurückbleiben. Die Folge ist ein schleichender Anstieg des EC-Werts – allerdings nicht wegen eines höheren Gehalts an pflanzenverfügbaren Nährstoffen, sondern durch die zunehmende Konzentration dieser unerwünschten Salze. Wenn ihr dann euren Tank auffüllt, gebt ihr unbeabsichtigt noch mehr Natrium und Chlorid hinzu. Der gemessene EC-Wert wird dadurch verfälscht: Ihr geht davon aus, die richtige Menge an Dünger zuzugeben, tatsächlich gebt ihr aber weniger, als eure Pflanzen eigentlich brauchen. Deshalb solltet ihr darauf achten, dass euer Ausgangswasser bei rezirkulierenden Systemen maximal 23 mg/l und bei bei Run-to-Waste Systemen maximal 92 mg/L  Natrium enthält. Die Chloridkonzentration sollte nicht höher als 100 mg/L sein.

Bor-Gehalt

In zu hohen Konzentrationen kann Bor auf Pflanzen toxisch wirken. Eine Problematik zeigt sich in der Regel aber nur bei rezirkulierenden Systemen. Eine Konzentration von 0,3 mg/l (25 µmol/l) sollte daher nicht überschritten werden. Als Grenzwert für Trinkwasser ist 1 mg/l festgeschrieben - achtet also beim Durchsehen eurer Wasseranalyse auf die Borkonzentration, um Problemen vorzubeugen!

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Die Bedeutung der Wasserqualität für den Pflanzenanbau mit mineralischer Düngung

Gesamthärte, Karbonathärte und Nicht-Karbonathärte– Was bedeuten diese Werte für euren Grow?

Unsere Düngelinien sind für „normales“ Wasser mit einem EC von 0,4, kH 6-8 und GH 6-10 gemacht. Die einzigen Ausnahmen bilden CANNA Hydro Soft und CANNA Aqua – hier sollte euer Ausgangswasser einen EC von 0,2 haben. Um euch die bestmöglichen Empfehlungen geben zu können, haben wir bei CANNA eine Klassifikation unterschiedlicher Wasserqualitäten vorgenommen. Nachfolgend erfahrt ihr, welche Eigenschaften die verschiedenen Härtegrade mit sich bringen und worauf ihr beim Anbau achten solltet.

Sehr weiches Wasser: EC < 0,1 / kH 0-1 /GH < 2

Sehr weiches Wasser zeichnet sich durch einen sehr niedrigen EC-Wert sowie sehr niedrige Konzentrationen an Bikarbonaten aus. Wie wir bereits gelernt haben, sind die Bikarbonate der pH-Puffer des Wassers und verhindern Fluktuationen. Da sehr weiches Wasser nur wenig davon enthält, kommt es schnell zu pH-Problemen. Beispielsweise durch das Hinzufügen von Nährstoffen, aufgrund von Veränderungen in der Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen oder wenn ihr die Nährlösung längere Zeit stehen lasst. 

Außerdem enthält sehr weiches Wasser kaum Mineralien die für eure Pflanzen lebensnotwendig sind (Kalzium und Magnesium). Unsere Düngelinien sind auf normales Wasser abgestimmt, in dem bereits eine gewisse Menge an Kalzium, Magnesium und Spurenelementen enthalten sind. Mangelerscheinungen dieser Nährstoffe können bei der Verwendung von sehr weichem Wasser auftreten.

Sehr weiches Wasser kann aus eurer Leitung kommen aber auch Regen-, Osmose-, Kondens-, deionisiertes- sowie demineralisiertes bzw. destilliertes Wasser fallen unter diese Kategorie. 

Wenn ihr sehr weiches Wasser habt, solltet ihr den EC-Wert auf 0,4 mit CANNA CALMAG AGENT anheben. Lasst den pH-Wert nicht aus den Augen, kontrolliert ihn regelmäßig und passt ihn bei Bedarf an.

Weiches Wasser: EC 0,1-0,3 / kH  2-6 / GH 2-6

Ähnlich wie bei sehr weichem Wasser sind nur geringe Mengen an Mineralien und Bikarbonaten enthalten. Es können die selben Probleme auftreten, aber in geringem Ausmaß. Auch bei weichem Wasser solltet ihr den EC zunächst auf 0,4 erhöhen, bevor ihr eure Nährlösung anmischt.

Normales Wasser: EC 0,4 / kH 6-8 / GH 6-10

Bei normalem Wasser liegt ein ausgewogenes Verhältnis von Mineralien und Bikarbonaten vor. Solltet ihr das Glück haben, normales Wasser aus der Leitung zu bekommen, sind keine besonderen Probleme zu erwarten. Darüber hinaus ist es ideal für die meisten CANNA Düngelinien – ausgenommen Hydro Soft und Aqua.

Hartes Wasser: EC > 0,4 / kH > 8 / GH > 10

Hartes Wasser zeichnet sich durch hohe Konzentrationen von Calcium, Magnesium und Bikarbonaten aus. Diese Eigenschaften können im Pflanzenanbau, insbesondere in hydroponischen Systemen oder bei der Verwendung von inerten Substraten, zu erheblichen Herausforderungen führen. Die hohe Konzentration an Bikarbonaten führt dazu, dass der pH-Wert im Reservoir, in den Leitungen und im Substrat kontinuierlich ansteigen kann. Ein zu hoher pH-Wert kann die Verfügbarkeit von Nährstoffen beeinträchtigen und zu Mangelerscheinungen führen. Die hohen Konzentrationen von Calcium und Magnesium können außerdem das Kationen-Verhältnis aus dem Gleichgewicht bringen was zu Ungleichgewichten in der Nährlösung und im Substrat führt. Die Nährstoffaufnahme eurer Pflanzen wird so gestört und es können sowohl  Mangel- als auch Überschusssymptome auftreten.  

In rezirkulierenden Systemen (z. B. CANNA AQUA) kann dies außerdem zu einem Anstieg des EC-Werts führen, da sich die überschüssigen Mineralien im Reservoir ansammeln. 

Hartes Wasser kann außerdem mit konzentrierten Nährstoffen reagieren, insbesondere mit Schwefel und Phosphor. Dabei kann sich Gips (Calciumsulfat bzw. Calciumphosphat) bilden, der die Nährlösung unbrauchbar macht und eure Tropfer verstopft. 

Besonders wenn ihr CANNA COCO A & B, CANNA PK 13/14 oder pH-Minus Blüte (Phosphorsäure) verwendet, können diese Reaktionen stattfinden – insbesondere bei hohem pH-Wert. 

Wenn ihr hartes Wasser habt, solltet ihr vor der Verwendung eine Anpassung vornehmen, sodass ihr im Laufe der Kultur keine Probleme bekommt. Die beste Lösung bei hartem Wasser ist eine Verdünnung mit beispielsweise Osmose- oder demineralisiertem Wasser. Je nach Düngelinie erfolgt die Verschneidung auf einen EC von 0,2 bzw. 0,4. Als Orientierung für die Mischungsverhältnisse könnt ihr die nachfolgenden Empfehlungen nutzen, um einen EC von 0,4 zu erhalten: 

EC LeitungswasserEC R.O. Mischungsverhältnis Leitungswasser/R.O.
0,6066/33 %
0,8050/50 %
1,0040/60 %

Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt euer hartes Wasser zu verschneiden, solltet ihr bei der pH-Einstellung unbedingt bedenken, dass Säuren immer auch Nährstoffe enthalten. Verwendet ihr pH-minus Wuchs gebt ihr gleichzeitig Stickstoff und bei pH-minus Blüte Phosphor hinzu. Wenn ihr große Mengen dieser Produkte verwendet, kann dies das N-P-K Verhältnis durcheinander bringen. 

Schlechtes Wasser: EC > 0,4 / KH > 8 / GH < 8

Als „schlechtes Wasser“ bezeichnen wir Wasser, bei dem der elektrische Leitwert (EC) über 0,4 mS/cm liegt und ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Karbonathärte (KH) und Gesamthärte (GH) besteht. In solchen Fällen ist die KH  größer als die GH, was darauf hinweist, dass ein erheblicher Anteil der gelösten Ionen nicht zur Wasserhärte beiträgt. Diese Ionen erhöhen zwar die Leitfähigkeit, erscheinen aber nicht in der GH-Messung, da sie keine Erdalkalimetalle sind. 

Ein häufiger Ursprung solcher Ionenprofile sind technische Wasseraufbereitungen wie Enthärtungsanlagen oder Ionenaustauscher. Diese ersetzen Calcium- und Magnesiumionen gezielt durch Natriumionen (Na⁺), um Kalkbildung zu verhindern. Auch bestimmte Filtermedien, wie sie in Kokosfiltern verwendet werden, können Kaliumionen (K⁺) ins Wasser abgeben. Während Kalium für Pflanzen grundsätzlich ein wichtiger Nährstoff ist, kann ein zu hoher Gehalt – insbesondere im Verhältnis zu anderen Kationen – die Nährstoffaufnahme stören. Natrium hingegen ist für die meisten Kulturpflanzen unerwünscht, da es in hoher Konzentration toxisch wirkt und sich im Substrat anreichern kann.

Unabhängig von der Wasseraufbereitung kann auch die Leitungsinfrastruktur selbst zur Belastung beitragen: Je nach Rohrmaterial oder Verunreinigungen in alten Leitungen können beispielsweise phytotoxische Schwermetalle wie Blei ins Wasser gelangen. 

Ein solches Ionenprofil – insbesondere bei gleichzeitig hoher elektrischer Leitfähigkeit – erschwert eine präzise und pflanzenverträgliche Düngung. In diesen Fällen ist eine Wasseraufbereitung (z. B. durch Umkehrosmose) oder zumindest eine Verdünnung mit reinem Wasser dringend zu empfehlen.

Um diese negativen Auswirkungen abzumildern empfehlen wir deshalb eine Verschneidung auf einen EC von 0,2 vorzunehmen  Anschließend erfolgt eine Anhebung auf 0,4 mit CalMag.

EC Leitungswasser EC R.O.Mischungsverhältnis Leitungswasser/R.O.
0,6033/66 %
0,8025/75 %
1,0020/80 %

Passt aber auf: Auch bei weichem Wasser kann eine unerwünschte chemische Zusammensetzung vorliegen. Ist sowohl die Gesamt- als auch die Karbonathärte gering, während der EC-Wert ungewöhnlich hoch ist, deutet das auf gelöste Natrium- und Chloridionen hin.

Fazit: Wasserqualität als Schlüssel zum Erfolg

Die Wasserqualität ist ein wichtiger, aber oft vernachlässigter Faktor für eine erfolgreiche Kultur. Der pH-Wert und die Karbonathärte beeinflussen direkt die Stabilität der Nährlösung und die Aufnahme von Nährstoffen. Ein zu hoher EC-Wert oder hohe Konzentrationen unerwünschter Ionen können ebenfalls zu Wachstumsproblemen führen.

Durch regelmäßige Tests und eine gezielte Wasseraufbereitung könnt ihr sicherstellen, dass eure Pflanzen die bestmöglichen Bedingungen für ein gesundes Wachstum haben. Nutzt pH- und EC-Messgeräte, analysiert euer Wasser und bereitet es entsprechend auf. So könnt ihr euren Grow weiter optimieren - für noch bessere Ergebnisse!

Schaut euch gerne auch unsere anderen Artikel an – zu unterschiedlichsten Themen rund um den Pflanzenanbau findet ihr hier eine Menge an nützlichen Informationen, um euer Wissen zu erweitern!  

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